Emilias erste große Liebe Marico hatte einen tödlichen
Autounfall. Doch nur wenige Tage nach der Beerdigung erhält sie plötzlich eine
Facebook-Nachricht von ihm. Es folgen viele weitere, auch per SMS. Ist das ein
Geist? Ist Marico gar nicht tot? Oder steckt irgendein anderer dahinter, der
Emilia einen bösen Streich spielt? Gemeinsam mit ihren beiden besten
Freundinnen macht sie sich auf die Suche und deckt dabei einige Geheimnisse
auf.
Geliebte Angst ist
ein raffiniert aufgebauter Thriller, der sehr geschickt mit den
Lesererwartungen spielt, immer wieder falsche Fährten auslegt und die
beklemmende Situation Emilias gut verdeutlicht. Immer wieder werden Passagen
aus der Ich-Perspektive eingeflochten, die offensichtlich vom „Täter“ stammen –
also von demjenigen, der Emilia in Maricos Namen all diese Nachrichten schickt –,
doch es wird nicht zu viel preisgegeben. Selbst die Möglichkeit, dass Marico
als Geist auf Erden wandelt, scheint nicht völlig ausgeschlossen zu sein. Das ist
spannend und macht neugierig.
Sprachlich ist Geliebte
Angst allerdings keine große Offenbarung. Der Erzählstil ist sehr schlicht,
stellenweise etwas behäbig, lässt jede Raffinesse vermissen und scheint sich an
ein sehr junges, wenig anspruchsvolles Lesepublikum zu wenden. Dass Rebekka Knoll
pausenlos die Zeitformen durcheinanderbringt, wird da kaum auffallen.
Für die Figurenzeichnung würde ich dem Roman, wenn ich
Schulnoten vergeben müsste, eine knappe Drei zugestehen. Es gibt einige
Ansätze, den Charakteren Tiefe und Dreidimensionalität zu verleihen, die
allerdings größtenteils behauptet und weniger tatsächlich gezeigt werden. Keine
der drei Freundinnen, die immerhin die Hauptfiguren dieses Romans bilden,
konnte ich mir gut genug vorstellen, um mir ein Bild vor Augen zu rufen.
Noch etwas schwächer ist die psychologische Glaubwürdigkeit
ausgefallen. Dass Emilia sich von ihrem geheimnisvollen SMS-Partner so
widerspruchslos manipulieren lässt, fand ich äußerst schwer nachvollziehbar.
Sie folgt all seinen rätselhaften Anweisungen sofort und ohne zu zögern, obwohl
viele davon durchaus grenzüberschreitend sind. Auch die Auflösung des großen
Geheimnisses, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, hat für mich einige
logische Schwächen. Denn alles basiert darauf, dass Emilia einen offenbar recht
bedeutsamen Abschnitt ihrer Kindheit vollständig vergessen hat – und für eine gesunde
Achtzehnjährige wäre das schon sehr ungewöhnlich.
Gleichwohl wird Geliebte
Angst wohl speziell junge weibliche Vielleserinnen ansprechen, die weniger
Wert auf literarische Qualität als auf einen spannenden Plot legen und gerne
Parallelen zu ihrer eigenen Erlebniswelt finden. Sie werden mit diesem Roman
sicher auf ihre Kosten kommen.
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