Nein, ich bin wirklich kein Nostalgiker, und alternde
Rockstars auf der Bühne zu sehen ist mir keinerlei Bedürfnis. Aber zu jeder Regel
gibt es eine Ausnahme. Wire ist meine.
Die britische Post-Punk-Truppe brachte ihr erstes Album 1977
auf den Markt und ist seither ununterbrochen aktiv. Erst in diesem Jahr
erschien ihre selbst betitelte Platte Wire. (Irgendwie witzig, so eine Namensgebung nach fast 40 Jahren Bandgeschichte –
hier kann man sie sich übrigens in voller Länge anhören, legal natürlich.) Und die vier Herren
gehen auch nach wie vor auf Tour.
Graham Lewis (Bass), Colin Newman (Gitarre und Vocals) und
Robert Grey (Schlagzeug) gehören noch zu den Männern der ersten Stunde. Neu
hinzugekommen ist Matthew Simms (Gitarre), der möglicherweise nur halb so alt
ist wie seine drei Kollegen, dafür aber entschieden mehr Haare hat.
Schlechte Laune verbreiten sie dabei aber keineswegs, denn sie
machen einfach großartige Musik, auch live. Bei ihrem Konzert im BerlinerPostbahnhof war alles mit dabei: die superkurzen Punk-Klassiker, die den Saal
zum Pogotanzen brachten, die hypnotischen langen Soundteppiche wie beispielsweise
Boiling Boy und natürlich auch ein
paar Highlights des jüngsten Albums, allen voran Joust & Jostle.
Zum Ende hin wurde es dann richtig laut. Mir klingelt noch
jetzt das rechte Ohr, aber Wire verzeihe ich jede Körperverletzung. Zudem war
es hübsch anzusehen, wie Matthew Simms neue experimentelle Wege des
Gitarrenspiels beschritt, unter anderem auch indem er sein Instrument mit der
Vorderseite gegen die Lautsprecherbox drückte.
Kleiner Minuspunkt war der nicht ganz perfekt abgemischte
Sound: Colin Newmans unverwechselbare Stimme, die immer noch genauso jung
klingt wie vor 35 Jahren, war leider nicht allzu gut zu hören. Der Atmosphäre
im gut besuchten PBHF-Club schadete das aber nicht.
Ach, und warum nun das Wort „Lebensretter“ im Titel? Na,
deshalb!
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