Magie der Farben - Matthias Hartjes Bilder im Kulturforum Hellersdorf

Matthias Hartje durfte nicht malen. Er durfte auch keine Geschichten schreiben. Wann immer der Vater ihn oder die beiden Brüder bei der Ausübung künstlerischer Tätigkeiten erwischte, gab es Prügel.

Also erlernte Hartje einen „ordentlichen“ Beruf. Er wurde erst Filmkopierer, dann Druckformhersteller. Nach dem Zusammenbruch der DDR arbeitete er im Sicherheitsdienst und wurde später in der Altenbetreuung tätig, speziell in der Arbeit mit Demenzkranken.

Der heute 55-Jährige erkannte irgendwann, dass der künstlerische Ausdruck zu seinem Leben gehört und sich nicht unterdrücken lässt. Die aufgestauten Worte und Bilder brachen sich Bahn – inzwischen hat er 20 Bücher geschrieben und und über 1400 Gemälde und Zeichnungen angefertigt.



Im Kulturforum Hellersdorf wurde am Montag eine Ausstellung dieser Bilder eröffnet – naturgemäß keine vollständige Werkschau, sondern in erster Linie eine Zusammenstellung jüngerer Exponate. Den musikalischen Rahmen schufen Peter Lück (Gitarre) und Ron Kessel (Saxofon), die mit sanften Klängen für poetische Stimmung sorgten. Die Laudatio hielt der Hartjes langjähriger Lektor Rainer Stecher.



Mit Acrylfarben, Aquarellstiften und dreidimensionalen Strukturen aus Ton erzeugt Hartje sehr farbenfrohe, psychedelische Bilder, die oft eine hypnotisch-magische Wirkung auf den Betrachter ausüben. Er drücke damit aus, was schwer in Worte zu fassen ist, sagt der Künstler. Für jedes Thema, jedes Motiv entwickle er eine neue Formsprache. „Im Malen verliert man die Angst.“

Angst, Einsamkeit, Verlorenheit sind Themen, die er in seinen Bildern umsetzt, aber auch Freude, Weiterentwicklung oder Poesie. Alltägliche Erlebnisse oder Situationen können Auslöser sein für ein neues Bild.

Im Mittelpunkt steht immer die Farbe und ihr Zusammenspiel mit der Form, sei es in organischen oder in geometrischen Strukturen.


Seine Bilder bekommen keine Namen. Stattdessen sind sie in der Ausstellung mit kleinen Begleittexten versehen, die über Kunst, ihre Rezeption und ihre Wirkung reflektieren. Einer davon stellt zum Beispiel die Frage, ob die Formate des Gemäldes irgendeine Bedeutung hätten für den Wunsch, es zu besitzen. Ein anderer thematisiert den Zusammenhang zwischen der persönlichen Stimmung und dem Effekt, den das Bild auf den Betrachter hat - wenn es heute nicht gefalle, sei das morgen vielleicht schon wieder anders. 

„Ich möchte, dass die Betrachter die Details wahrnehmen“, sagt Hartje. „Man kann ein Bild lange ansehen und immer wieder etwas Neues entdecken.“


Etwaige Reminiszenzen beispielsweise an Paul Klee oder Wassily Kandinsky, die man hinter einigen der Gemälde vermuten könnte, sind nicht geplant. Matthias Hartje will ich ganz bewusst nicht von anderen Malern beeinflussen lassen, denn die Malerei ist für ihn radikal subjektiv und soll sein persönlichstes Inneres transportieren.

Bis zum 29. Februar kann die Ausstellung im Kulturforum Hellersdorf noch besucht werden. Der Eintritt ist frei.

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