Seit Montag ist Sophie Kinsellas neuer Roman Shopaholic &
Family um die konsumfreudige Rebecca in Deutschland verfügbar – und noch am
selben Abend begann die Deutschland-Tournee der britischen Erfolgsautorin, die
sie von Berlin aus noch nach Hamburg und nach Hannover führen wird.
In den
Genuss einer Original-Lesung auf Englisch kamen aber nur die Berliner, und das
im stilvollen Rahmen der Britischen Botschaft nahe dem Brandenburger Tor.
Kinsellas deutscher Verlag Goldmann hatte zu dieser exklusiven Premiere
eingeladen.
Begrüßt wurden die
erwartungsfrohen Zuhörerinnen vom britischen Botschafter Sebastian Wood, der
sich als Nicht-Kinsella-Leser outete, aber auf seine besser informierte Ehefrau
verweisen konnte. Er selbst, so vermutete er zu Recht, gehöre wohl auch nicht
unbedingt zu Kinsellas Zielgruppe. Sollte sie aber jemals einen Roman über
einen britischen Botschafter in mittleren Jahren schreiben, der sich bei seinen
Heimatbesuchen in London heimlich E-Gitarren kauft und sie an seiner besseren
Hälfte vorbeischmuggelt in der Hoffnung, dass sie das Wachsen der Sammlung
nicht bemerkt – dann werde er dieses Buch ganz sicher lesen.
Die von der NDR-2-Moderatorin Anouk Schollähn
moderierte Veranstaltung kombinierte Leseauszüge mit unterhaltsamem Talk zu
persönlichen Erfahrungen, Schreibgewohnheiten und Recherchemaßnahmen der
britischen Autorin.
Einen Abschnitt aus ihrem Roman las Kinsella selbst und auf
Englisch, die weiteren Passagen übernahm die deutsche Schauspielerin Wolke Hegenbarth mit guter Artikulation und viel Gespür für die unterschiedlichen
Stimmen und Stimmungen der Figuren.
Ehe sie mit den
Verkaufszahlen der Shopaholic-Reihe alle Rekorde brach, war Sophie Kinsella
schon lange als Autorin tätig – immerhin 20 Veröffentlichungen hat die
fünffache Mutter zu verzeichnen −, allerdings unter ihrem richtigen Namen
Madeleine Wickham. Erst für die Romane über die Schnäppchenjägerin Rebecca
Bloomwood, in die viel von ihrer eigenen Persönlichkeit einfloss, wählte sie
das Pseudonym – auch um sich gegen negative Kritik zu schützen. Eine überflüssige
Maßnahme, wie wir heute wissen.
Shopaholic & Family führt Rebecca, ihre Familie und ihre Freunde in
die unechte Glitzerwelt von Las Vegas. Abgesehen von allerhand turbulenten
Verwicklungen, der Jagd nach verschwundenen Freunden und Problemen mit der
Drogenfahndung wird in diesem Roman natürlich auch viel Atmosphäre
transportiert. Für Kinsella besteht der Reiz eines Casinos in erster Linie in
seiner Ästhetik – elegant gekleidete Besucher, Kronleuchter, schwere Teppiche
und teure Drinks. Das Spielen als solches habe für sie keinen Reiz, erklärte
sie.
Jedem neuen Roman geht
für sie eine längere Phase des Nachdenkens voraus, was ihr am besten bei
Cafébesuchen gelingt. In dieser Zeit plant sie den Plot, legt Anfangs- und
Schlussszene fest und entwickelt ihre Charaktere. Erst danach beginnt sie mit
dem eigentlichen Schreiben, für das sie keine festen Arbeitszeiten hat. Gute
Ideen, sagt Sophie Kinsella, lassen sich eben nicht in Zeitpläne drängen. Wenn
ihr mitten in der Nacht etwas Tolles einfällt, dann steht sie auf, klappt den
Laptop auf und schreibt – egal wie spät es ist. Und im Rausch des Schreibens
kann es auch schon mal passieren, dass sie vergisst, eins ihrer fünf Kinder vom
Fußball abzuholen. Zum Glück ist da noch ihr Ehemann Henry, der sie unterstützt
und entlastet.
Ich muss gestehen, dass
die gelesenen Passagen mich nicht allzu sehr fesseln konnten: viel zu viele
Figuren, die ich nicht auseinanderhalten konnte, und eine Handlung, die von
einer turbulenten Verwicklung in die nächste geriet. Aber ich kenne auch nicht
die vorangegangenen sieben Shopaholic-Romane,
und, was vermutlich das noch größere Problem ist: Ich bin ein Mann. Als solcher
gehörte ich unter den Zuhörern dieser Veranstaltung zu den exotischen
Ausnahmeerscheinungen, muss aber zu unserer Ehrenrettung darauf hinweisen, dass
wir uns ausnahmslos sehr wohlerzogen verhalten und keine Fußball-Diskussion vom
Zaun gebrochen haben.
Auf die weiblichen Fans
dagegen hatte die Veranstaltung ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie mutierten zu
Shopaholics, kauften den druckfrischen Roman und standen in einer langen
Schlange an, um ihn von der geduldigen, freundlichen und entspannten Autorin signieren
zu lassen.
Auch Wolke Hegenbarth blieb noch für das eine oder andere Foto mit
ihren Bewunderinnen und zeigte keine Berührungsängste.
Trotzdem kann ich zum Schluss
eine traurige Nachricht für die Damen nicht verschweigen: Zumindest vorläufig
ist die Buchreihe mit Shopaholic &
Family zu einem Abschluss gekommen. Mrs. Kinsella möchte sich nun auch
wieder anderen Projekten zuwenden. Wer könnte es ihr verdenken!
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