Am Stand ihres Verlags Argument Ariadne traf ich die Autorin Anne
Kuhlmeyer zu einem Interview.
Anne Kuhlmeyer mit ihrem jüngsten Roman |
Gibt es einen Ort, an
dem du jetzt lieber wärst als hier auf der Leipziger Buchmesse?
Ich freu mich wirklich, hier zu sein. Aber noch lieber liefe
ich den Malecón entlang, links die Altstadt von Havanna und rechts die Karibik.
Dein Roman Drift ist
soeben bei Ariadne erschienen. Wie bist du beim Schreiben vorgegangen – Plotter
oder Pantser (= ausführliche Planung oder aus dem Bauch heraus)?
Zuerst widmete ich mich den Figuren, sie bekamen eine
ausführliche Biographie. Das mache ich immer so. Bei Drift hatte ich einen
vielleicht zu groben Plot, denn ich habe ihn während des Schreibens mehrfach
angepasst, um zum Schluss vieles erneut umzustellen. Tatsächlich gehe ich bei
jedem Buch anders vor. Vielleicht finde ich eines Tages einen Weg, der mir dann
dauerhaft brauchbar erscheint. Es wird sich zeigen.
Wie motivierst du
dich, wenn dir beim Schreiben die Luft ausgeht?
Gar nicht. Ich warte. Wenn mir die Luft ausgeht, wird es
einen Grund haben. Ich vertraue darauf, dass ich wieder zu Atem komme. Aber ich
schreibe eher zeitbezogen. Das heißt, nach meinem Arbeitstag schlafe ich kurz,
esse, mache die Wäsche ... Dann setze ich mich gegen 20 Uhr an mein Laptop und
arbeite bis Mitternacht. Welche Art von Arbeit das ist, zeigt sich. Ob ich voranschreibe,
recherchiere, überarbeite oder den Monitor anstarre – egal. Ich tue es jeden
Tag, bis die Rohfassung des Romans fertig ist.
Wie war die
Zusammenarbeit mit dem Verlag bisher? Welche Unterschiede gab es zu KBV oder
Ullstein?
Die Zusammenarbeit mit Argument Ariadne ist großartig. Ich
hatte viel Freude beim Lektorat. Unterschiede kann ich schwer benennen, jeder
Verlag hat ja sein Spektrum und seine Prioritäten, deswegen finde ich
Vergleiche schwierig.
Mut sammeln für die Bühne |
Du hast im Rahmen der
LBM einige Lesungen. Fühlst du dich wohl auf der Bühne, oder ist das für dich
Pflichtprogramm?
Für die Bühne muss ich üben und meinen Mut zusammensammeln.
Ich bin keine, die lässig öffentlich agiert. Ich denke auch, Lesungen sind ein
ganz spezielles Format. Sie sagen wenig über ein Buch, mehr über die
darstellerischen Fähigkeiten der Autorin. Was mir Freude macht, ist, wenn ich
mit dem Publikum ins Gespräch komme.
Welches Ereignis im
Zusammenhang mit deinem neu erschienenen Buch hat dich bisher am meisten
gefreut?
Der Moment, als ich das erste gedruckte Exemplar in der Hand
hielt.
Hast du von Anfang an
mit einer Agentur zusammengearbeitet, oder hast du auch einige deiner Bücher
selbst bei Verlagen platziert?
Meine ersten beiden Bücher fanden ihren Weg allein in einen
Verlag, Prolibris in Kassel damals. Inzwischen bin ich froh, mit Anna Mechler
und ihrer Agentur
Lesen & Hören zusammenarbeiten zu können.
Wie viel von deinen
eigenen Erfahrungen oder deinem Beruf als Traumatherapeutin fließt in deine
Romane ein?
Das ist schwer zu sagen. Ich habe in meinem Kopf ja keine
Kästchen, auf denen „Beruf“ oder „Literatur“ steht. Fakt ist, dass sich beides
stark und hilfreich beeinflusst, und zwar in beide Richtungen. Seit ich mich intensiv
mit Literatur befasse, verstehe ich besser und schneller, was Patienten über
sich und ihre Lebensumstände erzählen. Umgekehrt hilft mir das psychoanalytische
Denken bei der Erarbeitung von Biographien meiner Figuren und bei der
Plausibilität ihres Handelns.
Anne Kuhlmeyer lächelt nicht nur im Garten |
Bekommst du manchmal
auch Rückmeldungen von deinen Klientinnen und Klienten?
Ja, manchmal. Wenn das passiert, utilisiere ich es in der Therapie,
selbstverständlich. Etwas in dem Buch hat mein Gegenüber ja auf eine Weise
angesprochen, dass er es für nötig hält, mit mir darüber zu sprechen. Also tun
wir das.
Was bringt dich
zuverlässig zum Lächeln?
Ganz winzige Kräutlein, die sich mit dem Blühen abmühen.
In zwei Sätzen:
Welche Leser sollten Drift kaufen und warum?
Menschen, die offen sind für unkonventionelle
Kriminalliteratur, die mit Magischem und Bildhaftem etwas anfangen können. Sie
nimmt Drift gewiss mit hinaus in die Welt.
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